Polytope sind konvexe Körper, die in praktisch allen mathematischen Gebieten auftreten. Insbesondere ihre Beschreibung als konvexe Hülle von endlich vielen Punkten oder als Lösung eines Systems von endlich vielen linearen Ungleichungen machen sie attraktiv für die Optimierung und die geometrische Modellierung. Zur weiteren Verarbeitung zum Beispiel in der Numerik oder algorithmischen Geometrie/Computergraphik werden geometrische Objekte "trianguliert", also zerlegt in elementare Polytope (meist Simplexe). Bekannt und beliebt sind Delaunay Triangulierungen von Punktmengen und Voronoi Zerlegungen (und Power Diagrams) des Raums. Aber auch in der Algebra, der Kombinatorik und der diskreten/algebraischen Geometrie spielen Zerlegungen und auch der "Raum" aller Zerlegungen eine wichtige Rolle. Besonders faszinierend ist, zum Beispiel, der Zusammenhang zwischen Polygonen, Catalan Zahlen und Assoziaedern.
In diesem 1-wöchigen Blockkurs werden wir uns mit der Geometrie und Kombinatorik von Polytopen und Triangulierungen beschäftigen und dabei ausgewählte Anwendungen kennenlernen. Nach einer Einführung in Polytoptheorie werden grundlegende Verfahren zur Triangulierung erarbeitet und auf Probleme in der algorithmischen Geometrie, der Kombinatorik und, je nach Wissensstand, der Algebra angewendet. Im dem Kurs wird der "pratische" Charakter betont: am Computer kann ausprobiert, nachvollzogen und, insbesondere, experimentiert werden.
Die mathematischen Voraussetzungen für den Blockkurs sind ein solides Wissen und Verständnis zur linearen Algebra und diskreten Mathematik. Vorausgesetzt wird aber auch die Bereitschaft in Rahmen des Blockkurs hart zu arbeiten und sich intensiv mit dem Material auseinander zu setzen. Es wird 2 Vorlesungen pro Tag geben und im Anschluss Übungen (auch am Computer). In Abprache mit den TeilnehmerInnen wird es zu bearbeitende Projekte geben.
Link zum Vorlesungsverzeichnis.
12. März |
Konvexität, konvex Hülle, Polytope;
Eckenmengen; affine Räume, affine Unabhängigkeit, Dimension von
Polytopen, Beispiele: Würfel und Simplexe; Lemma: Jedes Polytop
ist Projektion eines Simplex; Permutaeder und Satz von
Schur-Horn; Satz von Caratheodory
Hyperebenen und Halbräume; Trennungssatz; Polyeder als Schnitte endlich vieler Halbräume; Farkas Lemma; endlich erzeugte Kegel |
13. März |
Lineare Programmierung und Dualität (aus Farkas Lemma); Satz von
Minkowski-Weyl und Konsequenzen; Beipsiele: Simplexe, Würfel,
Kreuzpolytope; Birkhoff Polytope
Seitenflächen; Ecken, Kanten, Grate (ridges), Facetten; Eindeutige Darstellung durch Ecken; Seitenflächen von Simplexen; Schnitte von Seiten und Seiten von Seiten; Seitenflächenverband; Alternativer Beweis vom Satz von Caratheodory; Graphen von Polytopen
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14. März |
Graphen von Polytopen; Orientierungen durch lineare
Funktionen; Satz(Balinkski): Graph von d-Polytop ist
d-zusammenhängend; geometrische Perspektive auf lineare
Programmierung: Laufen auf orientiertem Graphen; Graphen von
Kreuzpolytopen und Permutaedern; (Normalenkegel, Normalenfächer
und Minkowskisummen)
Volumenberechnung von Polygonen und Triangulierungen; Anzahl Triangulierungen von Polygonen; Zerschneidungen, Unterteilungen und polyedrische Komplexe; Liftings, untere Seiten und reguläre Unterteilungen; |
15. März |
Beispiel: Kanonische Zerlegung des d-Würfels als reguläre
Unterteilung; alle Unterteilungen von Polygonen (ohne neue
Ecken) sind regulär; im Allgemeinen gibt es nicht-reguläre
Unterteilungen; Antisterne und Ecken pullen; Pullen ist regulär;
Pulling-Triangulierung: konkrete und kombinatorisch; Beispiel:
Würfel; Interessante Eigenschaft: Alle Pulling-Triangulierungen
von Würfeln haben die gleiche Anzahl Zellen;
(Pushing-und Delaunay-Unterteilungen)
Welche Höhenvektoren gebene gleiche Unterteilungen; Satz: Das Sekundärpolytop parametrisiert alle regulären Unterteilungen; Definition durch GKZ-Vektoren; Beispiel: 5-Eck; Benachbarte Ecken entsprechen Flips; |
16. März |
Konstruktion des Sekundärpolytops: Stückweise-lineare (PL)
Interpolation auf Polytopen; Integrale von PL-Funktionen und
konvexe PL-Funktionen; Konsequenz: Reguläre Triangulierungen
sind Ecken des Sekundärpolytops; Kreise und Flips im
Allgemeinen; Andere Perspektive auf reguläre Unterteilungen via
Projektionen: Unterteilungen sind Projektionen bestimmter
Auswahlen von Seiten eines Simplex; Kohärente Auswahl an Seiten
via linearer Funktionen
Verallgemeinerung: Polytope als Projektionen anderer Polytope und induzierte Unterteilungen; Faserpolytope als Parameterräume solcher Unterteilungen; Spezialfall: Monotone-Pfad-Polytope; monotone Pfade und kohärente Pfade; Beziehung zur linearen Programmierung (shadow-vertex-rule); Beispiel: Würfel und Permutaeder; Konstruktion via Ecken; Konstruktion via Schnitten und Minkowskisummen |